Sonntag, 30. März 2014

Tag 3:Seelenwanderung um Escholzmatt

Wiederum strahlendes Wetter beim Start in Escholzmatt, wo nebst Bauernkriegsführer Christian Schibli auch Idiotikon-Schöpfer Franz Josef Stalder Bürger war. Wieder folge ich den Wanderanweisungen Thomas Bachmanns.
Blick zurück auf Escholzmatt
Der Wiesenlehrpfad führt mich am 1634 erbauten Kornspeicher vorbei durchs Loch in steilem Anstieg auf den Bock weiter via den Turner über den Grat nach Altenbergschwendi. Irgendwo hier oben soll vor langer Zeit ein habgieriger Senn gelebt haben, um den sich folgende Sage rankt:
nach seinem Tode wurde die Alp wie von Geisterhand weitergeführt und niemand, der sie betrat, kehrte lebend zurück! Eines Tages versteckte sich ein mutiger junger Mann, wurde aber umgehend vom Monster entdeckt und gebeten, dieses von seinem Fluch zu erlösen. Dazu musste er verschiedene Proben bestehen. Jedes Mal, wenn ihn das Monster aufforderte, etwas zu tun, rettete er sich mit dem Spruch, dass er nichts tue, was er nicht vorbereitet habe, z. Bsp. würde er nichts auslochen, was er nicht verlocht habe. Zum Abschluss musste er sich zwischen  zwei Geldhaufen entscheiden, wobei ihm der Falsche den Tod gebracht hätte. Er aber entschied sich für beide und meinte: 'Einer wird wohl der rechte sein!' Dadurch wurde die Seele des Sennen erlöst.
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In einem solch abgelegenen Älplein hätte sich die grauselige
Geschichte zutragen können
Nach dem Glättliegg geht's steil hinunter zurück nach Escholzmatt. Heute zeigt sich, dass nur noch selten jemand eine Sage zu erzählen weiss: ja, wir leben im Expertenzeitalter, auch das Sagenerzählen wird an einige wenige Spezialisten ausgelagert. Mein Pech dass diese nicht zu Hause waren, was bei diesem Wetter nicht weiter verwunderlich ist. Der einzige, der mir öffnet, wehrt ab, mit Geschichte, aber nicht mit Sagen habe er sich beschäftigt.

Also entpuppt sich der heutige Tag als Recherche-Misserfolg, nicht aber im Bezug auf mein Seelenheil: Sonne tanken, schwitzen, wunderbare Landschaften und Fernsichten. Dazu passt der Exkurs von Bachmann, der die Alp als Sinnbild für die Seele behandelt: in einer Sage können die verschiedenen Personen durchaus als Manifestationen der diversen Facetten einer Persönlichkeit gesehen werden. Die Alp steht im Sommer für das Bewusstsein, im Winter für das Unterbewusstsein. Diese Gegenpole sind allerdings Teil eines Ganzen, unser ewig Kampf zwischen Gut und Böse. Das Annehmen beider Geldhaufen ergibt Sinn, wenn wir glauben, dass die Gegensätze eine Basis des Lebens sind und wir sie folglich akzeptieren und einbeziehen müssen. Nicht die Verleugnung der Schattenseiten sondern die Begegnung mit ihnen erlöst uns.


1 Kommentar:

  1. Mein lieber Schwan! Du bist ja schon voll im Element. Der Filmbeitrag ist wirklich gelungen. Habe ich mit Genuss geschaut.
    Weiterhin viel Freude und gute Begegnungen.
    MS

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