Donnerstag, 3. Juli 2014

Tag 98: Präsentation an der FHNW

Wenn einer ein Projekt tun darf, muss er es auch präsentieren!
Ich war am letzten Montag dran. Im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen, die Unmengen an Material an die FHNW Windisch/Brugg anschleppen mussten, hatte ich mein Material ja auf dem Internet, als Hardware genügten mir eine Handvoll Bücher, der Rest sollte ab Laptop der Schule kommen! Aber wie es so ist mit Internet, Computern und fremden Orten: zuerst mussten einige technische Problemchen gelöst werden, und als es dann endlich klappen wollte, musste sich Windows nach einem Neustart natürlich noch aktualisieren. In letzter Minute war dann alles startbereit.
Ich hatte mir einen Ablauf herausgeschrieben, anhand welcher Posts ich die Geschichte des Blogs erzählen wollte, leider war mir beim Hügeliloch-Post ein Schreibfehler betreffs der Nummerierung unterlaufen und wenn zunehmende Augenschwäche und der Präsentationseffekt zusammenkommen, entsteht leicht Stress, der dazu führt, dass ich den Link zuerst nicht fand, was zu einem verlegenen Moment der Stille führte.
Also fuhr ich mit einem andern Link weiter und siehe da, beim nächsten Anlauf fand ich auch den Hügelilochlink.
Manfred Stenz war so nett, einige Fotos zu schiessen.
Die zwei benötigten Medien: Buch und Beamer

Nach diesem peinlichen Moment lief es dann allerdings rund. Ich versuchte die Vielseitigkeit meines Blogs aufzuzeigen und gab Einblick in viele Videos, welche ich aber oft nur anspielen konnte mangels Zeit.
Zufrieden beim Abschluss

Anbei noch einige Ausschnitte aus dem schriftlich abzuliefernden Projektbericht:

Teil 2: Lernerfahrungen und Lernergebnisse

Ich verbrachte 12 wunderbare Wochen, gefüllt mit Wanderungen, Begegnungen und technischer Auswertung. Geschenkt wurden mir viel Sonne –dieser Frühling war perfekt, einmal nur wurde ich verregnet, ansonsten bestes Wetter und doch nie zu heiss!

Zu leiden gab es kaum etwas –mal ein steiler Aufstieg, mal eine technische Panne... Peanuts! Beschenkt hat  man mich mit vielen Geschichten, mit Zeit, in der mir andere Menschen unentgeltlich (respektive schenkte ich jeweils eine Flasche Wein) ihre Versionen der Sagen, ihre Haltungen und ihr Wissen zu Sagen erzählten. 

Als sehr rund empfinde ich die Erfahrung, dass mein Weg zum Projekt letztlich eine Rundumsicht von verschiedenen Zugängen zu Sagen erbrachte: vom Nachbarn, der die Geschichte zufällig kennt über den langjährigen Sagensammler, den Sagenautor, die Sagenerzählerin, den Meinrad Lienert-Spezialisten bis hin zu den vergleichenden Historikern oder eben der rein historischen Sichtweise.

Gehemmt haben mich anfangs die nahezu erfolglosen Wandertage, an denen ich ohne relevantes Videomaterial nach Hause kam. Das war manchmal enttäuschend und verlangte nach einer Korrekturänderung in der Strategie: nebst dem wandernden Zufall begann ich zunehmend die Kontakte zu planen, sei es über Anfragen in Klöstern, Restaurants, Tourismusbüros oder Gemeindeverwaltungen, aber auch via verstärkter Internetrecherche und dem Verfolgen der vielen gutgemeinten Tipps, die mir die meisten Leute gaben, die ihrerseits abwinkten, dass sie keine Sage zu erzählen hätten. Aber fast jeder kannte jemanden, der mir weiterhelfen könne. Diese Spuren versandeten zwar hie und da, weil sich die genannten Personen nur vermeintlich mit Sagen beschäftigten oder ganz einfach nicht vor die Kamera treten wollten (sicher ein Punkt, der diese Arbeit erschwerte: es ist nicht jedermanns/frau Sache, für die Kamera zu sprechen und dann im Internet publiziert zu werden, was ich allerdings gerne respektier(t)e).

Gefördert haben mich nahezu alle Personen, die ich unterwegs traf, sei es, indem sie mir direkt auf die Kamera sprachen oder sei es, indem sie mich weiter zu verweisen suchten. Auch die kleine, bestehende Sagencommunity in der Schweiz begegnete mir offen und brauchte selten überredet zu werden, mir zu begegnen.

Angeregt hat mich der Umstand, dass ich nach einer harzigen Anfangsphase, welche eher eine Spurensuche war, zunehmend Kontakte entwickeln konnte, welche eine Perspektive versprachen. Natürlich auch die unterschiedlichen  Lektüren und der Umstand, dass sich diverse private Reisen bestens ins Projekt integrieren liessen.
...
Als wichtigstes, fassbares Ergebnis meines Prozesses werte ich den Blog und die unzähligen Videos von Sagenerzählungen, welche nicht nur einen reichen Sagenschatz darstellen, sondern auch eine vielfältige Sammlung diverser Mundarten des Innerschweizer Raumes, wie auch Tiroler Mundarten und Ostschweizerdialekt. 

-       Nicht bewusst war mir bei der Planung, dass mein Projekt in gewissem Sinne den Sagenkreis schliesst: Ursprünglich wurden Sagen mündlich weitererzählt, erst Anfang/Mitte 19. Jahrhundert nahmen sich Schriftsteller und Volkstumsforscher der Sagen an, sammelten und schrieben sie nieder. Nun wurden sie wohl zunehmend mehrheitlich gelesen und das Sagenerzählen wurde an Spezialisten delegiert. Meine Aufnahmen führen wieder zurück zum Erzählten, nur halt in der neuen, medialen Zeit: die Erzählung ist auf Video gebannt, ist kein reines Einzelerlebnis mehr, sondern ist unzählig oft abruf- und wiederholbar, dies weltweit und nicht mehr nur am Küchentisch.  Der zweite Kreis schliesst sich, indem ich mehrheitlich Sagenerzählern und Sagensammlern begegnet bin, die rund eine Generation älter sind als ich, die vor mir zum Teil gleichen Schwierigkeiten begegnet sind, eine noch ältere -unterdessen mehrheitlich verstorbenen- Generation zu finden, welche Sagen zu erzählen wusste und auch dazu gewillt war. Und nun komme ich und mache mit ihnen sozusagen das Gleiche, die Sammler werden zu Gesammelten!

-       Ich glaube, dass mein Projekt solcherart –als Sammlung mundartlich erzählter Sagen auf Video in diesem Raum- einzigartig ist. Bisher fand ich nämlich nur Audioaufnahmen von Sagen, Verfilmungen im Fernseh-Spielfilmstil (oft sehr kitschig) und Animationsfilme zu Sagen.


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