Ich war am letzten Montag dran. Im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen, die Unmengen an Material an die FHNW Windisch/Brugg anschleppen mussten, hatte ich mein Material ja auf dem Internet, als Hardware genügten mir eine Handvoll Bücher, der Rest sollte ab Laptop der Schule kommen! Aber wie es so ist mit Internet, Computern und fremden Orten: zuerst mussten einige technische Problemchen gelöst werden, und als es dann endlich klappen wollte, musste sich Windows nach einem Neustart natürlich noch aktualisieren. In letzter Minute war dann alles startbereit.
Ich hatte mir einen Ablauf herausgeschrieben, anhand welcher Posts ich die Geschichte des Blogs erzählen wollte, leider war mir beim Hügeliloch-Post ein Schreibfehler betreffs der Nummerierung unterlaufen und wenn zunehmende Augenschwäche und der Präsentationseffekt zusammenkommen, entsteht leicht Stress, der dazu führt, dass ich den Link zuerst nicht fand, was zu einem verlegenen Moment der Stille führte.
Also fuhr ich mit einem andern Link weiter und siehe da, beim nächsten Anlauf fand ich auch den Hügelilochlink.
Manfred Stenz war so nett, einige Fotos zu schiessen.
Die zwei benötigten Medien: Buch und Beamer |
Zufrieden beim Abschluss |
Teil 2: Lernerfahrungen und Lernergebnisse
Ich verbrachte 12 wunderbare Wochen,
gefüllt mit Wanderungen, Begegnungen und technischer Auswertung. Geschenkt
wurden mir viel Sonne –dieser Frühling war perfekt, einmal nur wurde ich
verregnet, ansonsten bestes Wetter und doch nie zu heiss!
Zu leiden gab es kaum etwas –mal
ein steiler Aufstieg, mal eine technische Panne... Peanuts! Beschenkt hat man mich mit vielen Geschichten, mit
Zeit, in der mir andere Menschen unentgeltlich (respektive schenkte ich jeweils
eine Flasche Wein) ihre Versionen der Sagen, ihre Haltungen und ihr Wissen zu
Sagen erzählten.
Als sehr rund empfinde ich die
Erfahrung, dass mein Weg zum Projekt letztlich eine Rundumsicht von
verschiedenen Zugängen zu Sagen erbrachte: vom Nachbarn, der die Geschichte
zufällig kennt über den langjährigen Sagensammler, den Sagenautor, die
Sagenerzählerin, den Meinrad Lienert-Spezialisten bis hin zu den vergleichenden
Historikern oder eben der rein historischen Sichtweise.
Gehemmt haben mich anfangs die
nahezu erfolglosen Wandertage, an denen ich ohne relevantes Videomaterial nach
Hause kam. Das war manchmal enttäuschend und verlangte nach einer
Korrekturänderung in der Strategie: nebst dem wandernden Zufall begann ich
zunehmend die Kontakte zu planen, sei es über Anfragen in Klöstern,
Restaurants, Tourismusbüros oder Gemeindeverwaltungen, aber auch via verstärkter
Internetrecherche und dem Verfolgen der vielen gutgemeinten Tipps, die mir die
meisten Leute gaben, die ihrerseits abwinkten, dass sie keine Sage zu erzählen
hätten. Aber fast jeder kannte jemanden, der mir weiterhelfen könne. Diese
Spuren versandeten zwar hie und da, weil sich die genannten Personen nur
vermeintlich mit Sagen beschäftigten oder ganz einfach nicht vor die Kamera
treten wollten (sicher ein Punkt, der diese Arbeit erschwerte: es ist nicht
jedermanns/frau Sache, für die Kamera zu sprechen und dann im Internet
publiziert zu werden, was ich allerdings gerne respektier(t)e).
Gefördert haben mich nahezu alle
Personen, die ich unterwegs traf, sei es, indem sie mir direkt auf die Kamera
sprachen oder sei es, indem sie mich weiter zu verweisen suchten. Auch die
kleine, bestehende Sagencommunity in der Schweiz begegnete mir offen und
brauchte selten überredet zu werden, mir zu begegnen.
Angeregt hat mich der Umstand, dass
ich nach einer harzigen Anfangsphase, welche eher eine Spurensuche war,
zunehmend Kontakte entwickeln konnte, welche eine Perspektive versprachen.
Natürlich auch die unterschiedlichen
Lektüren und der Umstand, dass sich diverse private Reisen bestens ins
Projekt integrieren liessen.
...
Als wichtigstes, fassbares Ergebnis
meines Prozesses werte ich den Blog und die unzähligen Videos von
Sagenerzählungen, welche nicht nur einen reichen Sagenschatz darstellen,
sondern auch eine vielfältige Sammlung diverser Mundarten des Innerschweizer
Raumes, wie auch Tiroler Mundarten und Ostschweizerdialekt.
- Nicht
bewusst war mir bei der Planung, dass mein Projekt in gewissem Sinne den
Sagenkreis schliesst: Ursprünglich wurden Sagen mündlich weitererzählt, erst
Anfang/Mitte 19. Jahrhundert nahmen sich Schriftsteller und Volkstumsforscher
der Sagen an, sammelten und schrieben sie nieder. Nun wurden sie wohl zunehmend
mehrheitlich gelesen und das Sagenerzählen wurde an Spezialisten delegiert.
Meine Aufnahmen führen wieder zurück zum Erzählten, nur halt in der neuen,
medialen Zeit: die Erzählung ist auf Video gebannt, ist kein reines Einzelerlebnis
mehr, sondern ist unzählig oft abruf- und wiederholbar, dies weltweit und nicht
mehr nur am Küchentisch. Der
zweite Kreis schliesst sich, indem ich mehrheitlich Sagenerzählern und
Sagensammlern begegnet bin, die rund eine Generation älter sind als ich, die vor
mir zum Teil gleichen Schwierigkeiten begegnet sind, eine noch ältere -unterdessen
mehrheitlich verstorbenen- Generation zu finden, welche Sagen zu erzählen
wusste und auch dazu gewillt war. Und nun komme ich und mache mit ihnen
sozusagen das Gleiche, die Sammler werden zu Gesammelten!
- Ich
glaube, dass mein Projekt solcherart –als Sammlung mundartlich erzählter Sagen
auf Video in diesem Raum- einzigartig ist. Bisher fand ich nämlich nur Audioaufnahmen
von Sagen, Verfilmungen im Fernseh-Spielfilmstil (oft sehr kitschig) und
Animationsfilme zu Sagen.
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